Terence Hanbury White: Der König auf Camelot

Gelesen von Jochen Malmsheimer

4 MP3-CDs, 24 Stunden 25 Minuten

Bochum ; Tacheles!/Roof Music ; 2016 ; 4 MP3-CDs ; ISBN 9783864844010

 

Dem vorliegenden Hörbuch “Der König auf Camelot”, welches die König Artus-Sage erzählt, liegt die recht modern und witzig erzählte vierbändige Buchausgabe des britischen Schriftstellers T. H. White zugrunde. Nun wurde das Werk von dem Kabarettisten Jochen Malmsheimer eingelesen, wohlgemerkt alle vier Teile in ungekürzter Form, was insgesamt über 24 Hörstunden auf 4 MP3-CDs ergibt. Das eigentlich Fantastische dabei ist, dass Malmsheimer es schafft, ein Ein-Mann-Hörspiel daraus zu machen, da er für sämtliche Personen, die im Stück auftreten, eine überzeugende eigene Stimme parat hat und er somit alle Rollen einmalig treffend „besetzt“ und selbst liest. Diese Leistung ist überragend und trägt entscheidend zum grandiosen Hörgenuss bei. Man freut sich z.B. immer wieder auf die zittrige Stimme von König Pellinor oder erkennt jede andere Figur sofort am ersten, stimmtypisch gesprochenen Wort, so etwa Zauberer Merlin an dem immer etwas philosophischen Timbre in der Stimme oder den steinalten Saint Toddelwaut an seinem Gehuste und Gekrächze. Überdies versteht Malmsheimer es sogar, die Stimmen im Laufe der Zeit altern zu lassen, etwa aus der Stimme des jungen Knaben Artus die eines greisen Königs werden zu lassen.

Die Artus-Sage nach T. H. White ist aus vielen Elementen zusammengesetzt: der Schauplatz ist das mittelalterliche Britannien, die Geschichte ist mit ein wenig Tolkienscher Fantasy gewürzt und bis hin zu nahezu moderner Satire mit vielen witzigen und auch aktuellen Einsprengseln ausgeformt.

Die vier Teile des Werkes:

  1. Das Schwert im Stein
  2. Die Königin von Luft und Dunkelheit
  3. Der missratene Ritter
  4. Die Kerze im Wind

„Das Schwert im Stein“ erzählt von den Jugendjahren des damals noch Wart genannten Jungen und seines Bruders Kay, die unbeschwert aufwachsen, Zauberer Merlin als Hauslehrer bekommen (köstlich das Auftreten Merlins, der die Zeitreise beherrscht und rückwärts lebt, also die Zukunft schon durchlebt hat und Artus diesbezüglich entscheidende Tipps geben kann) bis hin zu Excalibur, dem Schwert im Stein, das Artus zum König auf Camelot macht.


Im zweiten Band, der „Königin von Licht und Dunkelheit“ muss König Artus, angeregt durch Merlins Hass auf alles Kriegerische, über Recht und Macht nachdenken und kommt zu dem Schluss, dass Recht vor Macht geht – was zu der Gründung der legendären „Ritter der Tafelrunde“ führt. Morgause, jene „Königin von Licht und Dunkelheit“, ist Arthurs Halbschwester und hat vier Söhne, Gawain, Agravaine, Gareth und Gaheris, die vergebens um die Liebe ihrer Mutter buhlen und einen weniger umsichtigen Lebensweg einschlagen. Morgause selbst zettelt eine Liaison mit ihrem Halbbruder an und bekommt schließlich einen Sohn von ihm, Mordred.

In "Der missratene Ritter" taucht sodann Lancelot auf, der Artus schon als Knabe auffällt, da er bei Spielen immer gewinnt. Aus ihm wird schließlich der beste Ritter der Welt, womit er seine äußerliche Hässlichkeit mehr als wett macht. Zum Ritter geschlagen und in die Tafelrunde aufgenommen, verliebt er sich sodann in Artus Frau, Königin Ginevra, diese sich ebenso in ihn, woraus eine lebenslange, äußerst heftige und von Schicksalsschlägen gebeutelte Liebschaft zwischen den beiden resultiert. Ginevra allerdings bleibt kinderlos. Den Rittern der Tafelrunde überdies wird langweilig, da sie nicht mehr kämpfen dürfen wie früher - so dass Artus sie spontan auf die Suche nach dem Heiligen Gral schickt, der auch tatsächlich von Lancelot und seinem Sohn gefunden wird.

In "Die Kerze im Wind" kehren Streit, Gewalt, Mord und Totschlag zurück. Vor allem Mordred, der Sohn Arthurs, verbreitet Angst und Schrecken und zettelt reichlich Intrigen an, was dazu führt, dass die Tafelrunde zerbricht, Königin Ginevra beinahe auf dem Scheiterhaufen landet, Lancelot verbannt wird und Artus gegen ihn, seinen besten Freund, kämpfen muss. Artus sieht seine Idee, das Recht vor Macht und Krieg zu stellen, in Grund und Boden gestampft, die kleine Kerze, die er tapfer lange Zeit vor dem Wind geschützt vor sich her getragen hat, erloschen. Einzig als Idee trägt er sie weiter im Herzen, in der Hoffnung, dass ihr Licht die dunkle Zeit doch noch irgendwann erhellen wird.

Fazit: Ein beeindruckender und unvergesslicher Hörgenuss für Jung und Alt!

Christa Roßmann

5 Sterne
5 von 5

© 2017 Christa Roßmann, Harald Kloth