Sabine Weigand: Ich, Eleonore, Königin zweier Reiche

Historischer Roman

Frankfurt am Main ; Fischer Krüger ; 2015 ; 591 Seiten ; ISBN: 978-3-8105-2257-3

Als Hauptperson für ihren Roman hat sich Sabine Weigand eine der wohl prominentesten Frauen des Mittelalters herausgesucht. Eleonore von Aquitanien, die Mutter von Richard Löwenherz und Königin zweier Reiche. Fast noch ein Kind, wurde sie 1137 als Alleinerbin des Herzogtums Aquitanien mit dem Thronerben von Frankreich verheiratet. Frankreichs Königin blieb sie 15 Jahre lang bis zur Annullierung der Ehe. Gleich darauf heiratete sie Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou und Herzog der Normandie. Als Urenkel von Wilhelm dem Eroberer war Heinrich Erbe der englischen Krone. Nur zwei Jahre nach der Hochzeit wurden er und Eleonore in London gekrönt.

Bereits zu Lebzeiten rankten sich Mythen und Legenden um sie. Mit ihrem Handeln als attraktive, selbstbewusste Frau und ihrem steten Streben nach Macht und Eigenständigkeit hat Eleonore, wie kaum eine andere Herrscherin, polarisiert. Ihr langes und ereignisreiches Leben bietet der Autorin eine wunderbare Steilvorlage.

Die fast 80 Jahre alte Eleonore begleitet ihre Enkelin, Blanca von Kastilien, zu deren Bräutigam. Wie einst die alte Königin soll auch Blanca einen französischen Thronerben heiraten. Auf der langen Reise erzählt Eleonore ihre eigene Lebensgeschichte. Die selbstbewusste und rüstige Seniorin berichtet von den ersten Ehejahren mit Ludwig VII., dessen religiösen Eifer, der gemeinsamen Teilnahme am Kreuzzug und dem Scheitern der Ehe. Selbstkritisch und altersmilde erinnert sie sich auch an die Zeit mit ihrem zweiten Ehemann, an die ersten glücklichen Jahre, das spätere Zerwürfnis und familiäre Machtkämpfe, die halb Europa in Mitleidenschaft gezogen haben.

Die Geschichte folgt jedoch nicht geradlinig der Erzählung  Eleonores. Sie wird auch von ihren Wegbegleitern und Widersachern erzählt. In Briefen (teilweise Originaltexte) und Gedanken geben Eleonores Zeitgenossen die Dinge aus ihrer Sicht wieder. Die Rolle Blancas bleibt nicht lange die der passiven Zuhörerin. In einer Parallelgeschichte holt die Autorin den Leser immer wieder in Eleonores Gegenwart zurück. Den beiden Frauen wird nach dem Leben getrachtet, was beim Leser weniger für Spannung aber für weitere Abwechslung sorgen sollte. 

 

Mit diesen Literarischen Kniffen, schafft Sabine Weigand ein vielschichtiges und abwechslungsreiches Leseerlebnis. Die Bildsprache gestaltet sie wie immer hervorragend. Sie beschreibt Orte und Menschen ohne zu weit auszuschweifen. Man sieht die Umgebung vor sich, die Personen sind greifbar und treten durch den Erzählstil aus dem Status historisch belegten Persönlichkeiten hervor.

Die intensive Recherche in zeitgenössischen Quellen hat sich für die Autorin gelohnt. Sie nutzt überwiegend Persönlichkeiten, die wirklich existierten und orientiert sich bei deren Charakterzügen auch an nachweisbaren oder angedichteten Eigenheiten. Besonders bei Eleonore bedient sie sich aller unbewiesenen Behauptungen und Klischees, die sich im Laufe der Geschichte angehäuft haben. Denn gerade diese Eigenheiten passen gut zu ihrem belegbaren Handeln und machen die berühmte Mutter und Großmutter Europäischer Königinnen und Könige für uns so interessant.  

Fazit: Die Geschichte ist großartig geschrieben, einfühlsam erzählt und damit unter den vielen Romanen über Eleonore von Aquitanien herausragend.

 

Cornelia Krellner

5 Sterne
5 von 5

© 2016 Cornelia Krellner, Harald Kloth