Martin Walker: Provokateure

Der siebte Fall für Bruno, Chef de police

Zürich ; Diogenes ; 2015 ; 432 Seiten ; ISBN 978-3-257-06928-0

 

Der siebte Fall von Bruno hat beileibe kein schönes Ende, wirklich nicht. Doch die Schönheit hat durchaus ihren Platz darin. Die schönen Dinge wie Freundschaft und Liebe, aber auch wie bei Martin Walker gewohnt Essen und Trinken kommen nie zu kurz beim schottischen Autor, der sein Herz an das französische Périgord verloren hat. Insofern huldigt er wie gewohnt auch der Schönheit seiner Wahlheimat. Bruno Courrèges, Chef de Police, sieht sich bereits zum siebten Male auf eine romanfüllende Ermittlungstour geschickt und es wird wirklich heftig für den Stadtpolizisten von Saint-Denis, der eine militärische Vergangenheit hat und knallharter Polizist sein kann und in diesem Fall sein muss, aber eigentlich nicht will.

 

Die Ermordung eines muslimischen Undercover-Agenten und die Rückkehr eines jungen Mannes aus Afghanistan bringen ihm nicht nur den eigenen Geheimdienst, sondern auch das FBI in Form einer hübschen Frau in seine Stadt – und die Probleme beginnen.

 

Der junge Mann, ein Autist, hat im Auftrag des Dschihad Bomben gebaut. Die Frage, ob Sami Freund oder Feind ist, ist nur für Bruno schnell beantwortet, denn der in seiner Kindheit schwer traumatisierte wurde nur benutzt. Deshalb will Bruno ihn, der ihn und seine Pflegefamilie gut kennt, schützen. Doch mit der Beschaulichkeit in Saint-Denis ist es vorbei: Die große Politik kommt in das Städtchen und Islamisten wollen Sami töten.

 

Das kompliziert wiederrum eine andere Mission: Bruno soll eine alte Dame durch die Stadt und die Region begleiten, die die Orte ihrer Kindheit aufsucht. Während der Nazi-Besetzung und des Vichy-Regimes haben mutige Einwohner ein jüdisches Geschwisterpaar versteckt. Nach dem Tod ihres Bruders will sie sich nun erkenntlich zeigen und sehr viel Geld da lassen, falls es ein gutes Konzept für ein Museum oder Erinnerungshaus gibt.

 

Es hat den Anschein, beide Themen sind für ein einziges Buch ein wenig viel; doch Martin Walker umschifft die Klischeefallen auf akzeptable Weise. Er erzählt das politisch Schwere ebenso spannend wie das historische Bedrückende. Der Autor hatte den Roman fertig, bevor das Attentat auf die französische Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ am 5. Januar 2015 in Paris uns zum wiederholten Male grausam vor Augen führte, dass der Terrorismus auch vor Europa nicht halt macht.

 

Vor diesem Hintergrund liest sich dieses Plädoyer für differenziertes Hinschauen und eine eigene, fundierte Meinung noch beklemmender.

 

Fazit: Ein Mix aus Schönheit, Beklemmung und Spannung.

 

Wolfgang Gonsch

4 Sterne
4 von 5

© 2015 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth