Michael Böhm: Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe

Roman

München ; Edition 211 ; 176 Seiten ; 2013 ; ISBN 9783937357805

 

Dr. Leo Petermann schaut beim morgendlichen Rasieren in das liebenswürdige Gesicht eines Mörders. Gewissensbisse? Fehlanzeige! Er wollte doch nur sein Refugium schützen, sein Haus über dem See. Er wollte nicht mehr und nicht weniger, als seine Ruhe. Er verkauft sein erfolgreiches Software-Unternehmen, lässt den Moloch der Großstadt hinter sich und siedelt sich in diesem Paradies auf Erden an. Hier widmet er sich seiner Sammlung afrikanischer Kunst und pflegt seinen Rosengarten. Das Schreiben gehört ebenso zu seinem selbstbestimmten Tag im Haus über dem See.

 

Doch mit dem Tod seines Nachbarn ändert sich die Lage dramatisch. Der Erbe – ein Enkel des Toten - macht mit ständigem Motorengedröhn und Partylärm aus dem Hort der Ruhe einen Vorort zur Hölle. Gutes als auch eindringliches Zureden bringt keine Besserung, verschlimmert die Lage eher. Deshalb plant Dr. Leo Petermann eine klare, endgültige Lösung: Schließlich hat er Herr Petermann nur den unbedingten Wunsch nach Ruhe ...

 

Dieser ganz und gar ungewöhnliche, leider nur 169 Seiten kurze Krimi wartet mit einer Menge an schönen Überraschungen auf. Konsequent ohne wörtliche Rede erzählt er aus der Perspektive des Täters, folgt mehr und mehr seiner egozentrischen und gefühlskalten Sicht auf die Dinge. Autor Michael Böhm deutet an, weist hin, benutzt nur ganz sparsam literarische Hilfsmittel oder Effekthascherei und lässt uns Leser scheinbar an der langen Leine. Er zieht jedoch sofort an den Fäden, wenn wir beim Lesen in die vom Täter aus gesehen moralisch falsche Richtung abdriften. Nach und nach entwickelt sich Sympathie und volles Verständnis mit der Tat und dem Täter – so geht es ja wohl wirklich nicht, da muss man doch was dagegen tun, da könnte ja schließlich jeder daher kommen! Und dann ermittelt da auch noch eine Kommissarin, die zwar weiß, dass er es getan hat, es ihm aber nicht nachweisen kann. Gott-sei-Dank! Oder doch nicht?

 

Das Psychogramm des im Grunde durch und durch unsympathischen Täters ist hervorragend ausgearbeitet, es baut Schritt für Schritt Solidarität mit dem Täter auf: Er, ein gefühlskalter, von der Umwelt distanzierter, an Alexithymie leidender Autist, der seine Taten präzise und minutiös vorbereitet und ausführt, wird einem nach und nach sogar sympathisch! Es passiert einfach, und ohne dass Blut spritzt oder andere Greuel beschrieben werden, überkommt einen nach und nach das Gefühl des Unheimlichen. Es geht letztendlich aber doch nur um eines: um einen kaltblütig inszenierten Mord!

 

Michael Böhms grandioser, in einem ganz und gar ungewöhnlichen aber wundervoll zum Plot und Protagonisten passenden Erzählstil gehaltener Krimi ist wieder ein außergewöhnliches, absolut empfehlenswertes Buch der kleinen aber sehr feinen edition 211 des Bookspot-Verlages, die beileibe kein Geheimtipp mehr sein sollte! Hier findet sich qualitativ hochwertige, überraschende und spannende Kriminal-Literatur von Format. Dieser kriminalistische Plot scheint sich phänomenaler Weise trotz des gelesenen Wortes beim Leser im Kopf abzuspielen, das ist ganz besondere, die Phantasie des Lesers auf ganz besondere Art und Weise beflügelnde Literatur vom allerfeinste

 

Fazit: Trotz des für mich nicht ganz zum restlichen, sensationellen Plot passenden, da abfallenden Schlusses ist dieser Roman mein persönliches Buch des Jahres!

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

Leo Petermann

Band 1: Herrn Petermanns unbedingter Wunsch nach Ruhe | Band 2: Herr Petermann und das Triptychon des Todes

© 2013 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth

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