Donna Leon: Gondola

Geschichten, Bilder, Lieder

Mit venezianischen Gondelliedern des Ensembles "Il Pomo d`Oro" auf einer CD

Zürich ; Diogenes ; 2013 ; 137 Seiten ; ISBN 3-257-06855-7

 

Egal ob man zum ersten Mal nach Venedig kommt oder dem Zauber der Lagunenstadt schon länger erlegen ist und immer wieder zu ihr pilgert: man ist überwältigt und auch sprachlos angesichts all der Herrlichkeit und Pracht von La Serenissima, ihrer Allerdurchlauchtigsten. Palazzi aus den verschiedensten Jahrhunderten säumen - Seite an Seite stehend - den Canale Grande, sind nur über schmale, steinerne Brücken erreichbar. Winzige Gassen verlieren sich im Irgendwo, zahlreiche Museen, Theater oder der berühmte Lido laden ein.


Es gibt jedoch noch etwas, dass die Lagunenstadt so unverwechselbar, so einzigartig macht: die Gondeln! Was für New York die „Yellow Cabs" oder für London die „Black Cabs" bedeuten, gilt für Venedig ganz besonders. Wenn man sich allerdings eine Gondel genauer betrachtet, erscheint es eigentlich völlig absurd und abwegig, dass ein asymmetrisches Boot ohne Kiel eine solche Bedeutung und Berühmtheit erlangen konnte. Eigentlich! Denn dieses flache Kiel lose, von einem einzigen Ruderer bequem steuerbare Wasservehikel (ohne dass er das Ruder ständig von einer Seite zur anderen wechseln muss), ist prädestiniert für die flachen Gewässer einer Lagune. So blieben schon vor hunderten von Jahren so manche Angreifer im flachen Morast und Sand der Lagune mit ihren tiefer liegenden Booten stecken und wurden so leichte Beute für die venezianische Abwehr. Doch nicht nur in kriegerischen Zeiten bewährten sich die Gondeln vollends: Auf ihnen wird mühelos alles bis in die kleinsten canale transportiert und die reichen Venezianer ließen sich früher auf prachtvoll geschmückten Gondeln durch die Gegend fahren.


Und heute? Auch in unseren Tagen sind Gondeln nicht aus Venedig wegzudenken: Zwar wurden sie beim Personen- und Materialtransport von den Vaporetti, Traghetti und Motorbooten abgelöst doch eine romantische Gondelfahrt bei untergehender Sonne und einem dazu singenden Gondoliere ist schließlich unbezahlbar!

 

»Gondola« ist eine durchgehend illustrierte Hommage an ein einzigartiges Wasserfahrzeug; viele kleine erstaunliche und auch erheiternde Geschichten rund um die Geschichte der Gondel runden dieses äußerst informative und kurzweilige Buch von Donna Leon ab, in dem sie gekonnt wissenswertes und erzählerisches im Text vereint. Ein super Buch!

 

„Wunderbar“ dachte ich, als ich die beiliegende CD mit Barkarolen in den Player einlegte. Die Gondellieder, durchgehend im venezianischen Dialekt, erzählen von Liebe und Sehnsucht, von Hoffnung und Bangen. Doch diese kammermusikalischen Intermezzi und 14 Barkarolen, vorgetragen von Vincenzo Capezzuto, begleitet vom Ensemble "Il Pomo d`Oro" passen so überhaupt nicht zu Gondeln, zu Venedig und zu diesem tollen Buch.

 

Als Donna Leon-Fan weiß ich natürlich, dass sie eine ausgesprochene Opern-Liebhaberin ist, doch Barkarolen sollten von echten Venezianern in einer (viel) tieferen Stimmlage gesungen werden. Die Begleitung mit historischen Musikinstrumenten finde ich in diesem Zusammenhang ebenfalls völlig fehl am Platz. Beim Hören dieser CD denkt man eher an ein rauschendes barockes Kostümfest oder an den Sonnenkönig Ludwig XIV. als an Gondeln oder Venedig. Leider am Ziel vorbei.


Fazit: Ein wunderbares Buch mit nicht dazu passender Musik.

 

Wolfgang Gonsch

4 Sterne
4 von 5

© 2013 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth

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