Werner Kopacka/Thomas Schrems: Zuadraht

Kriminalroman

Graz ; Steyerische Verlagsgesellschaft ; 2006 ; 400 Seiten ; ISBN 3-85489-135-0

 

Ein wahnsinniger Serien-Killer geht in der steirischen Landeshauptstadt um. Seine ahnungslosen Opfer sind Grazer Honoratioren und alle haben sie Dreck am Stecken, sind in die üblichen Machenschaften um Geld und Macht der oberen Zehntausend verwickelt, waren einfach ihr Leben lang ungerecht, gemein, gewalttätig oder schlichtweg nur auf den eigenen Vorteil bedacht.

 

Doch wen oder was verfolgt der Mörder mit seinen scheinbar perfekt geplanten, raffiniert inszenierten und akribisch ausgeführten Taten? Innerhalb von vier Tagen sind vier Tote zu beklagen; es sind weder Raubmorde, noch stehen die Opfer in unmittelbaren Zusammenhang zueinander.

 

Oberstleutnant Ferdinand Leimböck, Chef der ermittelnden Grazer Kripo steht vor einem riesigen Berg von Problemen: In der eigenen Familie läuft es nicht nach Wunsch und in den Mordfällen gibt es nur minimalste Spuren, jedoch jede Menge Druck von oben bis ganz oben. Ist der anscheinend abgetauchte Starkolumnist Hauser der auflagenstärksten Grazer Lokalzeitung wirklich der gesuchte und für die Medien bereits feststehende Serien-Täter, so wie es auch Leimböcks Vorgesetzte sehen wollen?

 

Die beiden Autoren, Werner Kopacka und Thomas Schrems schreiben in diesem packenden, mit liebevollem Lokalkolorit versehenen Psycho-Thriller gekonnt und brillant gegeneinander an und erschaffen zusammen den ultimativen Graz-Krimi! Der eine (Kopacka), in der Rolle des teuflischen, psychopatischen Serienmörders, der andere (Schrems), in der des kauzigen, eigenwilligen und Wolfgang-Ambros-liebenden Ermittlers. Und das alles mit dem für einen österreichischen Krimi unvermeidlichen und von der Leserschaft innig geliebten Charme und Schmäh.

 

Der Leser befindet sich in diesem schnurgerade verlaufenden Plot augenblicklich inmitten eines irrwitzigen Katz-und-Maus-Spiels, wobei man sich selten sicher ist, ob die Sympathien sich der Katze oder der Maus zuwenden sollen. Der grandios liegende Spannungsbogen bricht niemals ab, macht keine Schlenker. Selbst die wenigen Passagen mit einem nur vermeintlichen Neben-Plot verfehlen ihre spannungstreibende Wirkung nicht, sondern runden die Haupt-Story rundum und gekonnt ab. Ebenfalls klasse, dass in diesem Krimi nicht Kommissar Zufall ermittelt, sondern von der eilig und bunt zusammen gewürfelten Sonder-Kommission akribische Ermittlungsarbeit geleistet wird. Dazu passen die herzhaft würzigen Dialoge und Gruppenbeschreibungen aus den Team-Sitzungen einfach nur genial – so spritzig und treffend, wie diese platziert und formuliert sind, können diese nur dem Österreichischen und aus der Feder echter Kenner der Szenerie entspringen. Auch die den ganzen Fall lang eingeworfenen österreichischen Liedertext-Fetzen (Wolfgang Ambros) und Kartenspiel-Regeln (Schnapsen) an den genau richtigen Plätzen, bereichern den Plot ungemein!

 

Abschließend halten die beiden Autoren noch zwei/drei echte Zuckerl für die Leserschaft parat: ein klasse Rezept für Nockerl, ein kleines Regelwerk für´s Schnapsen und ein grandios inszeniertes Nachspiel zum Kriminal-Fall; ohne hier zu viel zu verraten: durch diese finale Freunderlwirtschaft bzw. Schacherei wird das Ganze erst so richtig „zuadraht“ (beendet)!

 

Fazit: Ein durch und durch faszinierender und von der ersten Seite an packender Österreich-Krimi, mit herrlich zu lesenden, verschiedenen aber wunderbar zueinander passenden, erfrischenden Schreibstilen von zwei sich kongenial ergänzenden Autoren – „der“ Graz-Krimi!

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2013 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth

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