Roland Spranger: Kriegsgebiete

Roland Spranger

Kriegsgebiete

Thriller

 

Daniel Schramm, Hauptfeldwebel bei der Bundeswehr und im ISAF-Einsatz in Afghanistan gerät während einer Routine-Patrouille mit seiner Einheit in einen Hinterhalt, einige Kameraden sterben. Wieder in der Heimat leidet er an einer posttraumatischen Belastungsstörung, an der auch seine Ehe zerbricht. Schwer traumatisiert verbringt er seine Tage und Nächte im Garten auf einer Ledercouch, vor einem kaputten Fernseh-Gerät; die Möbel im Haus hat er zertrümmert. Unterbrochen wird sein monotones Dasein nur von einem selbstauferlegten, sehr harten, militärisch geprägten Trainingsprogramm, regelmäßigen Besuchen beim Psychotherapeuten und Treffen mit seiner Tochter Lea, die allerdings nur unter Aufsicht stattfinden dürfen.

 

Während eines Geländelaufes entdeckt er in einem abgelegenen Teich eine weibliche Leiche. Wegen seines desolaten und labilen psychischen Zustandes gerät er sofort unter Verdacht die Frau ermordet zu haben. Daniel beginnt unterstützt von einem Freund mit eigenen Ermittlungen, was ihn jedoch nur noch stärker verdächtig macht. Parallel häufen sich auch noch die Hinweise darauf, dass er selbst beobachtet und verfolgt wird. Er wittert eine Verschwörung gegen sich. Stecken die Taliban dahinter? Spielt im seine geschundene Seele einen Streich?

 

Als erneut ein brutaler Mord geschieht, liegt neben der Leiche auch noch Daniels seit langem verschwundenes Kampfmesser. Ist er Schizophren? Ist er ein Serienkiller und kann sich danach an nichts erinnern?

 

Was für einen intensiven, spannenden und mitreißenden Psycho-Thriller vor dem Hintergrund weltweiter Krisenherde und den psychischen Belastungen der Soldaten, die Extremes erleben und erleiden müssen, setzt uns Roland Spranger hier vor unser geistiges Auge. Man spürt von Anfang an, dass der Autor bereits für diverse Theaterstücke verantwortlich zeichnet, denn die Dramaturgie dieses Buches sucht wirklich seinesgleichen! Schade nur, dass der alles in allem schon stimmige Showdown, aber nicht wirklich ganz gelungene Showdown nicht so ganz zum unglaublich packenden Gesamtbild passen mag. Den imposanten Gesamteindruck vermag diese Kleinigkeit aber kaum schmälern.

 

Der Autor (im Hauptberuf Betreuer in Wohneinrichtungen für psychisch Kranke und geistig behinderte Menschen) versetzt uns gleich zu Anfang in ein brutales und für drei deutsche Soldaten tödlich endendes Feuergefecht in Afghanistan und entwickelt aus diesem heraus ein mörderisches Psychodrama in der Heimat um Ängste, Hass und nicht zu verarbeitende Schuldgefühle, das durchaus autobiographische Züge aufweist. Der ungewöhnliche aber sehr passende Schreibstil des Plots – kurze abgehackte Sätze, schnelle Wechsel der Schauplätze, abrupte Brüche, wenig erzählendes, nichts überflüssiges – unterstützt die Zerfahrenheit des Protagonisten und die immer vorhandene Spannung zusätzlich. Auch die schwer zu durchschauenden Persönlichkeiten ringsum und die nicht immer für jeden logisch nachvollziehbaren Handlungen überraschen den Leser immer wieder aufs Neue, führen ins Leere, leiten uns in die Irre und geben dem Ganzen das Besondere.

 

Was den Leser zum Ende hin versöhnlich stimmt, ist zum einen das familiäre Open-end, bei dem der Autor uns Leserinnen und Lesern einen schön großen Spielraum für ein wie auch immer geartetes, selbst erdachtes Ende lässt und zum anderen die Tatsache, dass Roland Pranger nicht alles bis auf die letzte Kleinigkeit ausreizt. So geistert einem dieses unglaubliche Buch dann auch lange nach dem Zuklappen im Kopf herum und lässt uns einfach nicht mehr los!

 

Fazit: Authentisch und packend!

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2012 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth