2005
Regie: Christopher Spencer, Mark Everest
Die vierteilige Fernsehserie "Space Race - Wettlauf zum Mond" portraitiert den Wettlauf der Vereinigten Staaten von Amerika und der Sowjetunion zum Mond. Die Grundlage der Weltraumfahrt - die Raketentechnik - wurde bereits während des Zweiten Weltkrieges entwickelt. Die V2 oder A4 (Hitlers Terrorwaffe gegen England) war die erste Rakete, die die Erdatmosphäre verlassen konnte. Doch ihrem Entwickler Wernher von Braun schwebte nicht die Kriegstechnik, sondern die Eroberung des Weltalls als Vision vor. Obwohl er aus opportunistischen Gründen der NSDAP angehörte und sogar den Rang eines SS-Majors inne hatte, wurde er nach Kriegsende von den Amerikanern als wichtiger Stützpfeiler für ihr Raktenprogramm angesehen. Der Vorsprung deutscher zu russischer Raketentechnik betrug etwa 25 Jahre. Somit hatten natürlich hatten die Sowjets starkes Interesse an den deutschen Wissenschaftlern. Doch der Gros der Mannschaft um Wernher von Braun flüchtete nach Berchtesgaden und stellten sich später den Amerikanern.
Sein sowjetischer Gegenspieler war Sergej Koroljov. Nach einer Denunziation war dieser geniale russische Konstrukteur jahrelang im Gulag interniert. Doch angesichts eines sich abzeichnenden Rüstungswettlaufes mit Amerika, konnte die Sowjetmacht nicht auf den Visionär verzichten. Er sollte bis in die 60er Jahre maßgeblich die russische Weltraumfahrt prägen. Koroljov schaffte es sogar, den Wettlauf ins All lange Jahre für die Sowjetunion zu entscheiden. Sputnik - der erste Satellit, Laika - das erste Lebewesen im All, Gagarin - der erste Mensch im Weltraum und der erste Weltraumspaziergang des Kosmonauten Leonov. Es schien, als sei der Kommunismus seinem westlichen Klassenfeind überlegen und immer einen Schritt voraus. Wernher von Braun mußte sich trotz der mittlerweile stattgefundenen Einbürgerung in die USA noch immer an seine Nazizeit erinnern lassen. Er kämpfte mir Bürokratismus und Eifersuchten innerhalb des Staatsapparates. Koroljov war im Gegensatz zu von Braun ein streng gehütetes Staatsgeheimnis. Von Braun wußte also nicht wer sein Gegenspieler war. Dabei träumten beide Männer von einer friedlichen Nutzung des Weltalls, von Weltraumfahrt und einer Mondbasis. Schwere Rückschläge (mit teils vielen Toten) mußten beide Nationen hinnehmen. Im Gegensatz zu Amerika, wurden im Sowjetreich diese allerdings geheim gehalten und erst nach Jahrzehnten publik.
Mit Koroljovs Tod (eine Spätfolge der unmenschlichen Haftbedingungen während seiner Internierung) gelingt es der Sowjetunion nicht mehr, ihren Vorsprung zu halten oder gar auszubauen. Vor allem durch den Einsatz hoher finanzieller Mittel und politischer Entschlossenheit schafft die USA 1969 den erfolgreichen Start der Saturn V-Rakete (die stärkste Rakete die bis heute jemals gebaut wurde), die Landung einer Mondfähre auf dem Erdtrabanten und die gesunde Rückkehr der Astronauten zur Erde. Das von Präsident Kennedy 1961 verkündete Mondprogramm wurde damit zum Abschluß gebracht.
Die Rivalität der beiden Großmächte während dieser Phase des Kalten Krieges wird in dieser tollen Dokumentation auf die Konkurrenz vor allem zweier Menschen reduziert: Wernher von Braun und Sergej Koroljov. Beide kannten sich nicht und der Westen erfuhr von der Existenz des russischen Weltraumpioniers erst durch das Staatsbegräbnis nach seinem Tod.
Die vier Folgen (Der Aufbruch ins All/Race for Rockets, Der Sputnik-Schock/Race for Satellites, Der erste Mensch im All/Race for Survival, Die Apollo-Mission/Race to the Moon) haben eine Laufzeit von je 45 Minuten.
Das optisch schön gestaltete, aufklappbare DVD-Cover beinhaltet eine DVD. Der Ton liegt nur in Deutsch Dolby Digital 2.0 vor. Veröffentlichungsdatum: 24.03.2006.
Im Gegensatz zu der auf fünf DVDs erschienen Produktion "From The Earth To The Moon" (1998) bemüht sich vorliegende Serie um einen sehr sachlichen Stil, der beiden Seiten gerecht wird und selten wertend kommentiert.
Fazit: Diese BBC-Produktion stellt mit großem Aufwand eine der größten technischen Meisterleistungen der Menschheit dar: Die Mondlandung. Die schauspielerischen Leistungen sind durchwegs überzeugend, die akribisch inszenierte Spielhandlung ist spannend und unterhaltsam erzählt. Die Trickeffekte sind hervorragend gelungen, in Zusammenhang mit vielen Realaufnahmen entsteht ein stimmiges Gesamtbild einer sehr guten Dokumentation. Edutainment wie es sein sollte!
Harald Kloth
© 2006 Harald Kloth, Bilder: polyband Medien mit freundlicher Genehmigung