Astrid Rosenfeld: Adams Erbe

Roman

Zürich ; Diogenes ; 384 Seiten ; 2013 ; ISBN 3-257-24221-2

 

Das Erstlingswerk von Astrid Rosenfeld ist ein Roman in drei Teilen.

Der erste und der dritte Teil erzählen die Geschichte des jüdischen Jungen und jungen Erwachsenen Edward Cohen in der jetzigen Zeit. Der zweite Teil handelt vom Leben Adam Cohens, des Bruders von Edwards Großvater vor und während der NS-Zeit. Dieser zweite Teil nimmt mehr als die Hälfte des Romans ein.

 

Der kleine Edward Cohen lebt allein mit seiner Mutter Magda, die eine sehr schwache und auch naive Person ist, bei seinen Großeltern. Den Vater lernt er nie kennen, über ihn wird geschwiegen.

 

Die Großmutter Lara ist eine sehr strenge Frau, die das Familienregiment führt. Moses Cohen, der Großvater, schließt sich Tag für Tag auf dem Dachboden ein.

 

Lara Cohen weist Edward immer wieder auf seine große Ähnlichkeit mit Adam, Großvaters Bruder hin, der die Familie früher schwer enttäuscht und kaputt gemacht hat. Edward wird aber über den Grund nie wirklich aufgeklärt.

 

Magda und Edward lernen im Zoo Jack kennen, ein Mann, der singen kann wie Elvis und ihnen ein tolles Leben verspricht. Jack wird Magdas Mann und von nun an führen die drei ein äußerst turbulentes Leben, sie ziehen von Stadt zu Stadt und verdingen sich mit Gelegenheitsjobs. Edward wird in seiner kindlichen Entwicklung sehr von Jack beeinflußt, er vergöttert ihn regelrecht. Er lernt durch ihn viel Neues und Aufregendes, aber auch Negatives und Gewalt.

 

Als junger Mann wird Edward ein relativ erfolgreicher Designer von gruseligen Puppen und kann davon leben. Zu diesem Zeitpunkt lernt er die Schauspielerin Amy kennen. Eine unglückliche Liebe entwickelt sich, diese zerbricht aber bald wieder ganz.

 

Ungefähr zeitgleich stirbt Edwards Großvater. In dessen Nachlaß auf dem Dachboden taucht die niedergeschriebene Lebensbeichte des geheimnisumwitterten Adam Cohen auf, die den zweiten Teil des Romans darstellt.

 

Adams Erzählung beginnt anfangs der 1930er Jahre. Auch Adams Großmutter, Edda Klingmann ist wie Lara Cohen eine dominante und resolute Frau, im Gegensatz zu ihrer Tochter. Sie hält große Stücke auf ihren Enkel, lehrt ihn viel, auch über Politik und Menschen und er verbringt fast seine ganzen Tage mit ihr. Adam lernt dann bereits sehr jung seine große Liebe Anna kennen, ein zugewandertes Mädchen aus Polen. Sie haben ein paar gemeinsame Jahre, bis Anna plötzlich verschwindet, vermutlich ins Warschauer Ghetto. Der verzweifelte Adam verschwindet mit dem Diamantenbesitz der Familie Cohen, um sich auf die Suche nach Anna zu machen. Diese Diamanten hätten eigentlich der gesamten Familie zur Flucht vor dem NS-Regime verhelfen sollen, woher der Groll vor allem von Lara Cohen gegen Adam kommt.

 

So liest Edward die ergreifende Lebensgeschichte von Adam und es wird deutlich, wie sehr sich die beiden Männer ähneln und wie ähnlich auch ihre (Liebes-)Leben verlaufen. Man erfährt auch die Geschichte einer jüdischen Familie über zwei Generationen hinweg.

 

Der Roman ist im Prinzip thematisch schwere Kost, aber leicht und lesenswert geschrieben, man wird Adam und Edward nicht zu schnell wieder vergessen. Der Roman hat auch einige humorige Passagen, die Grundstimmung ist jedoch melancholisch und traurig. Die vielen teils skurrilen, aber sympathischen Figuren machen die Geschichten sehr lebendig.

 

Fazit: Dies ist ein besonderer Roman, der die Geschichte des 2. Weltkriegs aus jüdischer Sicht beschreibt, aber ohne faktenmäßig in die Tiefe zu gehen. Rosenfeld bleibt immer bei den Schicksalen der Hauptpersonen, was aber nicht minder aufwühlend ist.

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2012 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth