Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe

(Deutschland 1993)

 

"Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe" ist der Abschlussfilm der Filmstudentin Dagmar Wagner. Sie portraitiert die Bäuerin Sophie Geisberger und ihren Sohn Sepp auf dem oberbayerischen Sprengenöd Hof. In ihrem unermüdlichen Willen zur harter Arbeit, ihrer Liebe zu den Tieren und ihren tief verwurzelten Glauben ist die Bäuerin (die auch Fremde nur "Oma" nennen) die einzige Konstante auf dem großen Bauernhof, der schon bessere Tage gesehen hat.

 

Obwohl dieser Film in den frühen 90er Jahren gedreht wurde, übt er auch viele Jahre später noch eine große Faszination aus. Das liegt zum großen Teil an der großen Authentizität der Figuren. Ohne zu bewerten, läßt die Filmemacherin diese zu Wort kommen, zeigt den Alltag, bishin zu sehr intimen Momenten. Das ist oft skurill, aber nie werden die Personen vorgeführt oder für ihr Handeln verurteilt. Sehr offen erzählen sie von ihren mißlungenen Lebensentwürfen und Familienstrukturen. Nicht nur einmal betont Sophie Geisberger "sie hätte sich ihr Leben im Alter einfach anders vorgestellt".

 

Spannend ist auch die Gegenüberstellung mit der Münchner Schickeria, die in den ländlichen Raum gleichsam "eingefallen ist". Welten trennen dann die Menschen, "man hat nichts miteinander zu tun". Auf der einen Seite Mercedes und Porsches, auf der anderen Asylbewerber und sozial Schwache, die sich in Sprengenöd einquartiert haben.

 

Völlig zu Recht erhielt diese Produktion 1993 den Bayerischen Filmpreis.

 

Fazit: Eine außergewöhnliche und sehr sehenswerte Dokumentation, die durch den Realismus und die Ehrlichkeit ihrer Figuren besticht.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2012 Harald Kloth

 

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