Rudolf Nedzit

Briefe an einen Freund

Wantlek, Band 1

Die Handlung dieses nicht mal achtzig Seiten langen Brief-Romans ist schnell erzählt: Wilhelm Wantlek, gerademal 26 Jahre alt, verlässt nach dem Tod seiner geliebten Ehefrau sein Haus, seine Freunde, um sich an einem völlig unbekannten Ort in die Hände eines ebenso unbekannten wie geheimnisvollen Professors zu begeben. Hier will er Abstand halten zum altbekannten, für ihn nicht mehr erstrebenswerten Leben; kurz: er will sein inneres Gleichgewicht wieder finden und sein altes Leben hinter sich lassen. Wohin diese Reise ins Innerste, ihn, den Trauernden führen wird, ist völlig ungewiss; der Weg, das Ziel, der Ausgang bleiben völlig offen. Und dass wir uns am Ende des 18. Jahrhunderts befinden ist eher Randnotiz als wichtig!

 

Der Autor führt uns mit seinem von Tiefgang und großen Gefühlen geprägten Erstlingswerk in eine Welt, die sich uns nur ganz langsam aber dafür immer intensiver erschließt. Wir fühlen uns im Laufe des Lesens immer mehr am Geschehen beteiligt; im festen Glauben, die Briefe des Protagonisten an seinen Freund Hans wären eigentlich an einen selbst gerichtet, zieht uns das Geschehen immer mehr in seinen Bann.

 

Rudolf Nedzit legt mit diesem intensiven, herzlichen und überzeugend ehrlichen Briefroman, der uns mit seiner nicht erwarteten eleganten Sprache überrascht, den ersten Band einer geplanten Trilogie vor. Der Autor besticht geradezu mit seiner Sprachgewandtheit, seiner schon als unglaublich zu bezeichnenden stilistischen Sicherheit im Umgang mit dem geschriebenen Wort sowie seinen perfekt gesetzten Metaphern und dezent platzierten Aphorismen.

 

Fazit: Man kann es kaum noch erwarten, endlich auch den zweiten und dritten Band in Händen zu halten!

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2007 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth