Donna Leon

Über Venedig, Musik, Menschen und Bücher

Nanu, hat Commissario Guido Brunetti etwa seinen lang geplanten Urlaub mit seiner Gattin angetreten? Wurde Sergente Vianello versetzt? Wo ist Vice-Questore Patta abgeblieben? Und nicht mal Tenente Scarpa hält die Stellung in der Questura! Und so macht sich Donna Leon höchst persönlich auf die Suche - aber auf die Suche nach was eigentlich?

 

Und sie wurde wahrlich fündig auf ihrer über zwanzig Jahre währenden Suche! Heraus kam ein Sammelsurium von Miniaturen, Impressionen und Eindrücken die teils neu und teils bereits früher schon publiziert wurden. So sind uns bereits einige Geschichten aus Latin Lover oder Eine Amerikanerin in Venedig sowie aus diversen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen bekannt.

 

Die Wahl-Venezianerin lässt sich über die Venezianer und ihre Stadt aus, nimmt ihre Nachbarn in Beluno (wo sie eine Sommerresidenz ihr eigen nennt) aufs Korn und lästert über ihre amerikanische Landsleute und irgendwie über jeden und jede die irgendwann ihren Weg kreuzten. Sie greift vielfältige Themen auf, sie schaut hin, kritisiert, rüttelt auf und verbindet diese gewonnenen Eindrücke sogleich in bissige Abrechnungen und bitterböse Anklagen. Sie wirkt in einigen Passagen direkt rachsüchtig, gehässig und aggressiv; und es verwundert uns deshalb auch nicht dass einige Miniaturen stark an die Brunetti-Geschichten erinnern.

 

Sie zeichnet von sich selbst das Bild einer Feministin, Naturliebhaberin und Tierschützerin, wirkt dabei aber bei weitem nicht so pessimistisch, negativ und depressiv wie ihr Commissario aber mindestens so direkt und zynisch wie dessen Frau Paola!

 

Fazit: Menschen mit all ihren Stärken und Schwächen.

 

Wolfgang Gonsch

3/4 Sterne
3/4 von 5

© 2005 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth