Sean O'Faolain / Liam O'Flaherty / Frank O'Connor

Grüne Insel

Die schönsten klassischen Geschichten aus Irland

 

Diese Diogenes-Anthologie enthält sieben, ganz wunderbare Miniaturen der drei großen O`s: Frank O`Connor, Liam O`Flaherty und Sean O`Feolain. Nicht unbedingt schwer zu erraten, dass diese drei bei uns nicht ganz so bekannten Autoren ihre Wurzeln in Irland haben.

 

Was wissen wir über Irland? Immergrüne Insel am Wind, Whiskey und Guiness, Schafe sowie freundliche, aufgeschlossene ja offene Menschen mit dem Herz am rechten Fleck! Aber dann hört es bei den meisten auch schon auf.

 

Die drei O`s geben uns mit ihren Kurzgeschichten einen exzellenten Einblick in das harte und entbehrungsreiche Leben der Iren, die den Exodus ihrer Bevölkerung (Hungersnöte und Auswanderungswellen in die Vereinigten Staaten) hinter sich und die harten Kriegs- und Nachkriegszeiten vor sich haben; ein Großteil der Miniaturen handelt vom entbehrungsreichen Leben der Landbevölkerung kurz vor oder während des 2. Weltkrieges. Und über allem Tun in diesem kargen Land schwebt der allgegenwärtige Religionskonflikt und hängt ein Hauch von Wehmut.

 

So berichtet Frank O`Connor in Und freitags Fisch, von einem Vater, der über einige Drinks mit Freunden und das Sinnieren über den allgegenwärtigen Freitagsfisch (den eigentlich keiner den er kennt ausstehen kann!) völlig seinen Auftrag vergisst, den Doktor zu seiner Frau zu rufen.

 

In seiner autobiographischen Geschichte Mein Ödipus-Komplex berichtet er von den Schwierigkeiten als kleiner Junge, der seinen vom Krieg zurück gekehrten Vater nicht akzeptieren kann, weil dieser ihn einfach aus Mamas Bett verdrängt.

 

Liam O`Flaherty wiederum erzählt in Die Rote Barbara von einem jungen, feinfühligen und philosophischen Weber, der in einem von derben Fischern, Trunken- und Raufbolden bewohnten Dorf trotz beruflichem Erfolges sein familiäres Unglück findet. In Armut und Reichtum berichtet er von einem Farmer, der - als er es anders machen möchte, als die Vorväter - von der Dorfgemeinschaft und eigenen Ehefrau für verrückt gehalten wird; doch als sich der langersehnte, hart erkämpfte Erfolg einstellt von allen als „Großkotz“ gemieden wird.

 

Sean O`Faolain schließlich beschließt mit seinen beiden Geschichten Charlies Griechin und Gottlos leben und beinah sterben den Reigen besinnlicher und nahe gehender Miniaturen, wie sie nur ein so raues aber von Grund auf herzliches Land hervor bringen kann. Elisabeth Schnack schließlich rundet dieses kleine Meisterwerk mit einem ausführlichen Essay über Leben und Wirken der drei großen irischen O`s ab.

 

Den absoluten Höhepunkt dieser Anthologie aber bildet ohne Zweifel Frank O`Connors Eine kleine Grube im Moor, einer Miniatur über Kriegsgefangene, die einem so richtig an die Nieren geht!

 

Mit diesem Buch beweist Diogenes, dass es in Irland neben Samuel Beckett und James Joyce noch viele weitere, hervorragende Schriftsteller gibt, die es allemal wert sind gelesen bzw. gehört zu werden. Gehört deshalb, weil das gleichnamige Hörbuch von Schauspieler Claus Biederstaedt so ruhig, so bestimmt und so eindringlich vorgetragen wird, als sei er eben nach zwei Glas Guiness einem irischen Pup entschlüpft. Indem er die Short-Storys einfach nur liest, erschließt er uns so das ganze Universum des irischen Lebens in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts.

 

Fazit: Egal für welche Ausgabe sie sich entscheiden - sie werden keine Hör- bzw. Lesesekunde bereuen!

 

Wolfgang Gonsch

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2008 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth