Anne Fine

Böse Träume

Roman

Sie lesen gern? Sie sind eine Leseratte? Stellen Sie sich vor, sie legen ihre Hand auf ein Buch und wissen was drin passiert. Nicht nur das, sie erleben es buchstäblich am eigenen Leib: Freude, Abenteuer, Glück, aber auch Schmerzen, Leid, Unglück. Man meint es ist ein Traum aller gern lesenden Menschen: Ein Buch einmal richtig durchleben, in diese andere Welt eintauchen, mitfühlen, miterleben, mitleiden. Man weiß, es ist "nur" ein Buch und nach dem Lesen hat man doch die vertraute Realität wieder um sich herum. Aber was, wenn dieses Durchleben echt weh tut, Schmerzen bereitet, ruhigen Schlaf raubt und einsam macht?


Angefangen hat alles eines schönen Morgens im Sommer. Die Klassentür ging auf und da stand sie, Imogen Tate, die Neue in Melindas Klasse. Melinda ist ein Bücherwurm, mit Haut und Haaren. Sie liest ständig. Um sie in die Klassengemeinschaft zurückzuholen, soll sie sich doch um die Neue kümmern, sie in das Schulleben einführen.


Bald merkt Melinda, dass ihre neue Nachbarin seltsam ist. Denn sie liest nicht, mehr noch, sie hat panische Angst vor Büchern. Ja, sie hasst sie sogar. Für Leseratte Melinda völlig unbegreiflich. Doch komischerweise stellt Melinda fest, dass Imogen sämtliche Bücher kennt, sie kann einfach in geschlossene Bücher schauen! Ist sie eine Hexe? Hat sie das zweite Gesicht? Diese Fragen beschäftigen Melinda.


Imogen hat es nicht leicht. Viele Schüler und sämtliche Lehrer wenden sich von ihr ab, finden sie unheimlich, seltsam, rätselhaft. Aber gerade diese Tatsache ist für Melinda so interessant und spannend wie ein Buch. Sonderbare Menschen aus vielen Büchern sind ihr inzwischen sehr vertraut. Denn "Bücher über einfache, harmlose Menschen, die einfache, harmlose Dinge tun, liest doch keiner. Höchstens Dreijährige - eventuell." Melinda versucht das Rätsel ihrer Banknachbarin zu lösen und sie von ihrer Gabe oder ihrem Fluch zu befreien. Und die Antwort sucht sie wo? Natürlich in den Büchern.

Da taucht noch eine geheimnisvolle Kette auf, die eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt.


Ob es ihr dann auch gelingt, Imogen von dieser Fähigkeit zu befreien, damit sie wieder Bücher lesen kann, ohne bereits im Voraus zu wissen, wie sie enden, damit sie zurück auf ihre alte Schule gehen und sich über neue Freundschaften freuen kann und damit sie glücklich und frei sein kann und die Schatten der Zukunft ihr nicht länger die Freude am Leben nehmen können.


Fazit: Ein wunderbares Jugendbuch, originell, ergreifend, leicht und unterhaltsam - egal wie alt man ist.


Ludmila Hück

4 Sterne
4 von 5

© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth