Liz Eeles: Annies Frühling in Salt Bay

Roman

Hamburg ; Rowohlt ; 2019 ; 413 Seiten ; ISBN 978-3-499-27459-6

Nach dem Tod ihrer Mutter lebt Annie in London ein ziemlich eigenständiges Leben. Als sie den Brief einer Großtante aus Cornwall erhält, die sie unbedingt kennenlernen möchte, ist Annie hin- und hergerissen. Ihre verstorbene Mutter hatte immer erzählt, sie sei von ihren Eltern verstoßen worden, nachdem sie ihnen damals gestanden hatte, schwanger zu sein. Sicher mag es damals in der ländlichen Gegend ein Skandal gewesen sein, als ledige Frau schwanger zu werden, aber warum hat Annie nie etwas von der Großtante erfahren?

Als sie dann ihren Freund Stewart in flagranti mit einer anderen ertappt, trifft Annie eine Entscheidung und macht sich doch auf den Weg nach Salt Bay an die Küste Cornwalls.

Innerlich immer noch sehr aufgewühlt wegen der in die Brüche gegangenen Beziehung stapft Annie im Regen auf das Dorf zu, nachdem sich der Taxifahrer geweigert hat, sie bis nach unten zu fahren. Dann wird sie auch noch von einem rücksichtslosen Autofahrer von oben bis unten vollgespritzt. Wütend greift sie zu einem Stein und trifft das Auto, was dazu führt, dass der Fahrer wutentbrannt auf Annie zustürmt. Dies ist Annies erste und - wie sich herausstellen wird - folgenreiche Begegnung mit dem gutaussehenden aber ziemlich rüpelhaften Josh. Tregavara House, wo Annies Großtante Alice lebt, ist schon etwas in die Jahre gekommen, aber ein wunderschönes Haus an den Klippen. Einerseits ist Annie froh, einiges über ihre Familie und damit ihre Herkunft zu erfahren, doch andererseits will sie auch ihre Unabhängigkeit behalten. Nach und nach wird sehr deutlich, dass Alice auf Hilfe angewiesen ist.

Ob Annabella, wie Annie eigentlich heißt, bereit ist, zu bleiben und ihr unter die Arme zu greifen? Nachdem sie derzeit ohnehin gerade mal wieder keinen Job hat, entschließt sich Annie, vorerst zu bleiben.

Neben der eigenen Familiengeschichte gibt es auch noch die traurige Geschichte der bei einem Schiffsunglück verstorbenen Mitglieder der Salt Bay Choral Society, die den ganzen Ort bis heute zu lähmen scheint. Annie erfährt, dass auch ihr Großvater Chormitglied war und damals ertrunken ist. Weil sie aus eigener Erfahrung weiß, wie heilsam Musik sein kann, will Annie zusammen mit der quirligen Kayla, die als Bedienung im Pub arbeitet, den Chor neu gründen. Doch so einfach ist das nicht, denn es regt sich Widerstand von verschiedenen Seiten.

Und zu allem Überfluss kämpft Annie auch noch mit dem Gefühlschaos, denn seit ihrer ersten Begegnung mit Josh geht ihr dieser nicht mehr aus dem Kopf, obwohl er ständig so abweisend ist. Warum nur ist er auf Annies Familie, die Familie Trebarwith, so schlecht zu sprechen?

In ihrem ersten Roman entführt die Autorin Liz Eeles die Leser in den kleinen Ort Salt Bay an die wildromantische Küste Cornwalls. Wer da gleich an Rosamunde Pilcher denkt, liegt nicht ganz falsch, denn auch dieses Buch ist eine romantische Liebesgeschichte verknüpft mit der interessanten Suche einer jungen Frau nach ihrer Herkunft. Alles spielt in einer atemberaubenden Landschaft und auch ein paar schrullige Charaktere dürfen natürlich nicht fehlen.

Fazit: ein unterhaltsames Buch, leicht wie eine angenehme Frühlingsbrise.

 

Sonja Kraus

3/4 Sterne
3/4 von 5

© 2019 Sonja Kraus, Harald Kloth