Mord unterm Nordlicht

Große skandinavische Autorinnen - mörderisch gut in Form

Gabriele Haefs, Dagmar Mißfeldt, Christel Hildebrandt

München ; dtv ; 2013 ; 219 Seiten ; ISBN 3-423-21430-9

 

Bereits 1995 erschien unter dem Titel »Mord am Fjord« eine Sammlung von kriminellen Kurzgeschichten skandinavischer Autorinnen. Somit könnte man auch nach 18 Jahren bei dieser Sammlung von kriminellen Kurzgeschichten durchaus von einer Fortsetzung sprechen. Aber stimmt das? Nicht wirklich! Denn damals wurde fast schon krampfhaft und verzweifelt versucht, alle skandinavischen Länder in einer Anthologie mit kriminalistischen Kurz-Geschichten zu repräsentieren. Das Ergebnis war – sagen wir es liebevoll – gut gemeint.

 

Ganz anders diese neue, 220 Seiten umfassende Anthologie aus dem Jahre 2013: Die skandinavische Krimi-Szene hat sich seit dem spürbar weiter entwickelt und stark verbessert. Hakan Nesser oder Jussi Adler-Olsen waren 1995 hierzulande noch völlig unbekannt, Henning Mankell ein gerade aufgehender Stern und von den heutigen erstklassigen Island-Krimis war weit und breit nichts zu sehen, geschweige denn zu erahnen. Die Übersetzerinnen bzw. Herausgeberinnen von »Mord unterm Nordlicht« Gabriele Haefs, Christel Hildebrandt und Dagmar Mißfeldt hingegen konnten sich dieses Mal aus einem riesigen See von erstklassigen Autorinnen aller beteiligten Länder die besten Fische sprich Geschichten heraussuchen, und so eine wirklich gelungene, breit gefächerte, interessante und durchgehend spannende Krimi-Sammlung zusammenstellen.

 

Äußerst positiv fällt zudem auf, dass die Herausgeberinnen die tolle Möglichkeit beim Schopf gepackt haben, auch Autorinnen vorzustellen, die in Deutschland kaum oder gar nicht übersetzt wurden und daher gänzlich unbekannt sind, während sie in ihrer Heimat schon echte Größen sind. Es nähme nicht wunder, wenn dieser Sammelband die eine oder andere kommende Bestseller-Autorin enthalten würde – und Sie kennen sie dann bereits!

 

Die achtzehn spannenden Geschichten der 19 Autorinnen dieser Sammlung sind anrührend oder amüsant, unheimlich oder unglaublich, betrüblich oder ängstigend und phantasievoll; sie erzählen über Liebe und Leid, heimtückischen Mord, einfachen Totschlag, betrogene oder geschlagene Ehefrauen, über einen nach Inspiration suchenden Möchtegern-Schriftsteller, über List, Tücke und Heimtücke oder auch von einem Mord, als das Normalste von der Welt, der ganz einfach genau so kommen musste, jede Menge Zeugen hat, aber keinen Täter. Die Geschichten haben aber durchwegs eines gemeinsam: kurz und knapp, spannend, nordisch unterkühlt. Diese Anthologie ist der schwarz-auf-weiß-Beweis, dass es außer Henning Mankell, Jussi Adler-Olsen, Stieg Larsson oder Ilkka Remes noch viele weitere erstklassige Krimi-AutorenInnen im hohen Norden gibt.

 

Fazit: Das richtige Buch für einen kurzweiligen, spannungsvollen und unterhaltsamen Krimiabend – nicht nur an Midsommar!

 

Wolfgang Gonsch

4 Sterne
4 von 5

© 2013 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth

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