Richard Dübell

Die Tochter des Bischofs

Historischer Roman

Aquitanien im Spätsommer des Jahres 1183 - das Land versinkt im Regen und politischen Chaos. Der Troubadour und Geschichtenerzähler Raymond, genannt le Railleur (der Spötter) hat zum wiederholten Male die Zeichen der Zeit nicht erkannt und ist auf der verzweifelten Suche nach einem Brotgeber um zumindest einigermaßen Heil über den nahenden Winter zu kommen.

 

Getrieben von Selbstzweifeln und Existenzängsten begibt er sich in die Dienste des Bischofs von Poitiers, für den er dessen verschwundenen Assistenten Firmin finden soll. Schon bei den ersten Recherchen tritt er zudem in die Dienste von Robert von Ambitien und dessen selbständige, schöne und bezaubernde Frau Suzanne, die ihn sofort in ihrem Bann zieht.

 

In dem Zwiespalt zwischen der Erfüllung des Auftrages für Robert ein Fest zu organisieren, Bischof Bellesmaines verschwundenen Assistenten zu finden und der Liebe zu Suzanne versucht Raymond allem gerecht zu werden. Beide Aufträge führen ihn immer wieder an dieselben Orte und scheinen unheilvoll miteinander verknüpft zu sein. Wer immer als Kontaktperson zu Firmin bekannt wird, fällt einem Mord zum Opfer. Der Jäger Raymond - im tiefen Zwiespalt zwischen Vernunft, Loyalität und Gewissen - wird selbst zum Gejagten ...

 

Richard Dübell entführt uns in gewohnt sicherer Manier in das zwölfte Jahrhundert. Im Abendland herrsch Mönchtum wird zum Träger der kulturellen Entwicklung, in der Troubadour- und Minnelyrik beginnt die Idealisierung des neuen Standes der Ritter und die Kreuzzüge sind in vollem Gange.

 

Vor diesem Hintergrund entwickelt der Autor diesen spannenden Plot gewohnt überzeugend. Zwischen der hervorragend gestalteten und informativen Einleitung und dem fulminanten, höchst spannenden Finale plätschert mir dieser Roman allerdings ein wenig langatmig dahin, zu vorhersehbar und augenscheinlich sind einige Handlungen und Geschehnisse.

 

Richard Dübell hat sich aber erkennbar weiterentwickelt: sein angestammtes Terrain, die mittelalterliche Kriminalistik, hat uns der Autor immer schon unterhaltsam, detailliert und spannend näher gebracht; in diesem Roman verzichtet er aber vollends auf künstlich aufgebaute Überraschungsmomente oder stilistische Verrenkungen an den Kapitelenden.

 

Fazit: Freuen Sie sich auf einen spannenden und wunderbar flüssig zu lesenden mittelalterlichen Krimi in dem Richard Dübell zum wiederholten Male beweist, dass er meisterhaft über eine der faszinierendsten Epochen der Geschichte zu schreiben vermag.

 

Wolfgang Gonsch

4 Sterne
4 von 5

© 2005 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth