Ian McEwan

Saturday

Roman

Nach dem weltweit gefeierten Roman Abbitte ist nun das neue Buch des erfolgreichen Autors aus Großbritannien auf dem Markt. Saturday heißt seine neue Geschichte.

 

Henry Perowne ist 48 Jahre alt und ein erfolgreicher Neurochirurg. Er ist mit einer Anwältin glücklich verheiratet und hat zwei begabte erwachsene Kinder, die ihre eigenen Wege gehen. Henry lebt in der Geborgenheit seiner Familie und genießt diesen Zustand sehr. Er hat in seinem Leben vieles erreicht und kann eigentlich mit sich und der Welt ganz zufrieden sein. Aber wie ist die Welt nun draußen, vor seiner Tür? Diese Welt kann man nicht ablehnen oder vergessen, denn wir alle sind ein Teil von ihr. Sie ist ihm nicht egal und er füllt sich für die Geschehnisse da draußen auch verantwortlich, wenn auch hilflos, sie zu ändern.

 

Eine Krise jagt die andere: Massenvernichtungswaffen, nukleare Brennstäbe, globale Erwärmung, weltweite Armut, Tschernobyl, Märtyrerattacken in Amerika, Kriege in Europa, aber auch die Terrorzellen in seinem eigenen Land, die größte Demonstration gegen den Irakkrieg in London. Ist das alles nur eine Entgleisung, wird sich die Welt wieder beruhigen und die allem überlegene Vernunft siegen?

 

Das Buch beschreibt nur einen Tag im Leben Henry Perownes. Aber was für ein Tag! Er beginnt um vier Uhr nachts und endet am nächsten Morgen. Henry wird Zeuge eines Absturzes eines russischen Flugzeuges und er hat auf den von zahlreichen Demonstranten überfüllten Straßen eine Kollision mit einem anderen Wagen, die dann schreckliche Folgen für ihn und seine Familie hat. Sie werden nämlich von diesen Burschen aus dem Wagen im eigenen Haus überfallen, bedroht und demütigt. Seine Tochter muss sich unter Zwang ausziehen, seine Frau schwebt in Lebensgefahr, der Schwiegervater wird verletzt, sein Sohn steht fast unter Schock und er selbst ist hilflos. Aber doch bewältigt er die Situation und dank seiner Familie kommt er als Sieger heraus.

 

Vieles findet in diesem Buch seinen Platz: Diskussionen über die Dichtung und das Wesen des Blues, die Beschreibung eines spannenden, nervenkitzelnden Squashspieles, eine präzise durchgeführte Gehirnoperation und einiges mehr. Der Leser erkennt die ganze Palette von Gefühlswelten und Seelenzuständen.

 

Als echter Erzähler schreibt Ian McEwan über die Ideale unserer Zeit, ihreren veränderten Zeitgeist, über die Zerbrechlichkeit unserer heilen Welt, über moralische Verantwortung und natürlich über die Liebe. Er schreibt genau, sinnlich, beunruhigend und nachdenklich. Das Buch ist eine Schilderung unserer Zeit, und alles, was die Hauptperson erlebt, durchmacht, fühlt und denkt, steht für die Welt in der wir leben.

 

Fazit: Ein richtig gutes, interessantes und kluges Buch.

 

Ludmila Hück

4 Sterne
4 von 5

© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth