Patrick Süskind

Das Parfum

Die Geschichte eines Mörders

Roman

Berlin ; Volk und Welt ; 1987 ; 264 Seiten ; ISBN 3-353-00172-7

 

Wenn man genug von Mankell, Donna Leon, Nesser und Co hat, wenn man Sehnsucht bekommt nach einer neuen Spannung, einem neuen Nervenkitzel, einem Adrenalinstoß oder nach etwas Ungewöhnlichem aber doch noch Krimimäßigem und gleichzeitig Literarischem, dann gibt es nichts besseres als Patrick Süskinds Roman Das Parfum zu lesen, fast ein Klassiker.

 

Die Hauptfigur ist Jean-Baptist Grenouille, der 1738 auf dem Fischmarkt in Paris unter erbärmlichen Umständen auf die Welt kommt. Seine Mutter will ihn gar nicht. Sie würde ihn hier, zwischen Fischresten, Dreck und Abfall verrecken lassen, ohne dass jemand das je merken würde, wie sie es auch mit ihren vier anderen, halb tot geborenen Kindern gemacht hat. Aber dieser Säugling schreit nun laut, wird entdeckt und beschert seiner Mutter damit einen Prozess wegen mehrfachen Kindermordes und schließlich die Guillotine.

 

So wächst der kleine Grenouille als fremdes, kaltes und feindseliges Wesen heran, ohne jedes Gefühl für menschliche Wärme, Liebe oder Zuneigung. Völlig entbehrlich sind ihm Geborgenheit, Zuwendung und Zärtlichkeit. Durch die harten Jahre der lieblosen Kindheit durch zu kommen hilft ihm seine zähe Konstitution und sein Geruchssinn. Denn Grenouille ist ein ungewöhnliches Kind. Er besitzt eine feine Nase, eine außerordentliche Gabe der Natur, die ihm ermöglicht, die Umwelt durch ihre Gerüche aufzunehmen, sie zu behalten und zu unterscheiden. Er hat seine eigene Welt - die Welt der Düfte und Gerüche und nur in ihnen lebt er. Ihre Identität lernt er durch hunderte, tausenden Einzeldüften zu erkennen. Diese kann er sammeln, anhalten, in seinem Kopf zusammenmischen, wieder riechen und sie untereinander neu kombinieren. Unglaublich!

 

Schon früh erkennt der Junge, dass auch Steine, Metall oder Seide einen Geruch haben können. Aber was ist mit Leidenschaft, Liebe, Schönheit, oder gar der menschlichen Seele? Wie reichen sie denn? Dies ist für Grenouille nun ein ganz fremdes Terrain.
Mit fünfzehn Jahren begeht er seinen ersten Mord. Eigenhändig erstickt er ein dreizehnjähriges Mädchen, das eine Schönheit ist und dessen Duft er unbedingt besitzen will, da es nicht nur nach eine Mischung aus Limette, Zimtblatt, Bergamotte, Zypresse und Moschus, Jasmin und Narzisse, Rosenholz und Iris roch, sondern es roch nach einem Menschen, der reine Schönheit war.

 

Dieses Verlangen, dem Menschen seine duftende Seele zu entreißen, treibt ihn immer weitere Morde zu begehen, um den zauberhaften Duft dieser Wesen einzuatmen und ihn zu konservieren. Es müssen zahlreiche unschuldige Mädchen sterben.

 

Grenouille entwickelt sich mit den Jahren zu einem gestörten Triebmörder, der einen zu zähen Selbstbehauptungswillen, ein zu durchtriebenes Wesen und einen zu raffinierten Geist hat. Nach seiner Verhaftung entkommt er glücklich der Hinrichtung, findet aber auf eine ihm eigene Art ein gewaltsames Ende.

 

Patrik Süskind ist mit dem Buch Das Parfum ohne Zweifel ein wahres Meisterwerk mit Welterfolg gelungen, fesselnd in seiner Darstellung, faszinierend in seiner Idee, unvergesslich in seinem Geschehen und hervorragend in seiner Sprache, die intelligent, unterhaltsam und spannend ist. Man erfährt einiges über Düfte, Stoffe und Parfum. Man fängt selbst an, an allem und allen zu schnuppern. Einfach olfaktorisch (schon mal gehört?). Dieses Erlebnis des Lesens können uns nun wirklich kein Internet, kein DVD, kein Handy und kein Fernseher ersetzen.

 

Auch als Hörbuch ein Genuß!

 

Fazit: Unbedingt lesen!

 

Ludmila Hück

5 Sterne
5 von 5

© 2005 Ludmila Hück, Harald Kloth