Daniel Kehlmann

Ich und Kaminski

Roman

Der 31jährige Sebastian Zöllner ist Journalist und soll die Biographie des berühmten Malers Manuel Kaminski schreiben. Zu diesem Zweck reist er zu dem abgelegen in den Bergen wohnenden Künstler. Zöllner hofft auf dessen baldiges Ableben, um mit seinem Buch sodann Berühmtheit zu erlangen.

 

Schon der Titel des Romans verrät: Zöllner ist ein Egoist. Er ist unsensibel, kränkend direkt - ein echter Kotzbrocken. So empfinden und erleben ihn auch alle Beteiligten und versuchen, es ihn spüren zu lassen, was Zöllner in seiner Egozentrik meist gar nicht bemerkt. Daraus ergeben sich herrlich sarkastische Passagen, die den Leser immer wieder laut auflachen lassen.

 

Doch Zöllner hat nicht mit der Intelligenz und dem Genie des Malers gerechnet. Dieser nämlich, angeblich erblindet, dreht den Spieß um und benutzt Zöllner für seine Zwecke: Er bringt ihn dazu, mit ihm in den Norden zu fahren, zu seiner einstigen Jugendliebe. Der Maler springt dem Tod noch einmal von der Schippe, und zwar auf Kosten von Zöllner, den Kaminski für sämtliche Auslagen der Fahrt aufkommen lässt. Bevor Zöllner zuguterletzt erfahren muss, dass Kaminski bereits einen Biographen hat - außer Spesen nichts gewesen.

 

Daniel Kehlmann, der für seinen Roman Beerholms Vorstellung den Förderpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft bekam und mit Mahlers Zeit Bekanntheit erreichte, ist ein erstaunlich junger Autor (Jahrgang 1975) mit erstaunlich präziser Schreibe.

 

Fazit: Mit Hilfe seines arroganten Ich-Erzählers zieht er den modernen Kunstbetrieb meisterhaft durch den Kakao. Unter Verwendung einfacher, aber äußerst wirkungsvoller stilistischer Mittel und einer klaren Sprache - und zum puren Vergnügen des Lesers.

 

Christa Roßmann

5 Sterne
5 von 5

© 2003 Christa Roßmann, Harald Kloth