Donna Leon

Feine Freunde

Commissario Brunettis neunter Fall

Commissario Guido Brunetti versinkt mal wieder in seinem unvermeidlichen "Xenophon" als es an der Tür klingelt. Es erscheint Paolo Rossi, ein Beamter des Katasteramtes, der der versutzten Familie Brunetti eröffnet, daß ihre geliebte Wohnung, die sie vor über 20 Jahren erworben haben und in der sie immer noch glücklich leben überhaupt nicht existiert.

 

Vier Monate später ist der Mann tot. War es ein Arbeitsunfall, der ihn vom Baugerüst fallen ließ? Eine Woche später stirbt ein HIV-infiziertes Liebespärchen. Warum? Auf dem Festland stirbt ein Rechtsanwalt durch eine verirrte Kugel, die seinem Kompagnion gilt. Ist es wirklich ein Versehen?

 

Brunetti beginnt auf seine unvergleichliche Art und Weise Zusammenhänge zu sehen, Fakten zu sortieren und wie immer auf eigene Faust zu ermitteln, die ihn wieder in den venezianischen Sumpf von Korruption und Vetternwirtschaft ziehen. Er beginnt seine "Feinen Freunde" zu befragen und kommt langsam auf die Spur ...

 

Auch dieser neunte Fall ist für Brunetti-Fans ein wahrer Genuss. Liebevolle Datails der Essenszubereitung echter venezianischer Küche wechseln sich mit spitzen, feingesponnenen Wortgefechten ab. Man freut sich einfach schon auf die Temperamentsausbrüche seiner Frau Paola, die Tischgesprache mit seiner ganzen Familie oder die witzigen, pointenreichen Wortgefechte mit seinem Chef Vice-Questorre Patta. Obwohl die Handlung ziemlich platt und oberflächlich ist kommen wahre Brunetti-Liebhaber schon allein wegen der Beschreibung der italienischen Küche und der vielen liebevollen Details voll auf ihre Kosten. Donna Leon schafft es meisterhaft in die vertraute, venezianische Welt der Brunettis zu entführen und dem Leser das Gefühl zu vermitteln bei seinem guten Freund Commissario Guido Brunette eingeladen zu sein.

 

Fazit: Trotz der schwachen Rahmenhandlung ist "Feine Freunde" ein Genuss! Brunetti-Anfänger sollten aber unbedingt mit dem ersten Fall beginnen.

 

Wolfgang Gonsch

4 Sterne
4 von 5

© 2003 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth