Donna Leon

Blutige Steine

Commissario Brunettis vierzehnter Fall

Hörbuch, gelesen von Achim Höppner

Endlich hat das Warten der Brunetti-Fan-Gemeinde ein Ende: "Blutige Steine, der vierzehnte Fall" ist da! Und nicht nur das Buch, sondern auch das acht CDs umfassende Hörspiel kam fast zeitgleich auf den Markt.

 

Blutige Steine spielt im verregneten, venezianischen Winter und beginnt mit einem eiskalten Mord auf einem der vielen Weihnachtsmärkte der Lagunenstadt. Ein vucumprà, ein illegaler afrikanischer Straßenhändler wird erschossen, besser gesagt - hingerichtet. Brunetti und seine Leute tappen zunächst völlig im Dunkeln. Wer waren die Mörder? Gab es Auftraggeber im Hintergrund? Wer kann das Opfer identifizieren? Immer neue Fragen tauchen auf; die Ermittlungen stossen überall auf Mauern des Schweigens, bei den anderen vucumpràs ebenso wie bei den Behörden. Als schließlich sein Vorgesetzter Vice-Questore Patta ihm weitere Recherchen verbietet, weiß der Commissario, dass die Politik ihre Hand im Spiel ist. Außenministerium? Innenministerium? Warum? Denn nach Brunettis Einschätzung wetteifern die beiden Ministerien doch seit zehn oder mehr Jahren darum, wer das Problem der illegalen Einwanderung am besten ignorieren könne.

 

Selbstverständlich hält sich Brunetti nicht an Verbote, und schon gar nicht wenn diese von seinem Vorgesetzten ausgesprochen werden. Er trägt akribisch und wie eigentlich immer auf nicht ganz legale Weise die Puzzleteile zur Aufklärung des Mordes zusammen. Doch den entscheidenden Hinweis bekommt er wie schon des öfteren von seinem Schwiegervater Conte Falier, der ihn auf eine CNN-Nachrichtensendung aufmerksam macht. Schließlich vervollständigt sich das Gesamtbild durch einen Zeitungsbericht und Fotos von einem Polizeieinsatz.

 

Donna Leon hat mit diesem 14. Fall zu ihrem vertrauten und von ihren Fans so geschätzten unaufgeregten Stil zurückgefunden; sie verzichtet vollkommen auf Action und würzt diesen Plot mit Anmerkungen über Staat und Gesellschaft, die kritischer und ironischer kaum sein können. Und auch das engere Umfeld des Commissarios spielt wie immer eine sehr große Nebenrolle: die philosophischen Ergüsse von Paola über Vorurteile aller Art und Kindererziehung oder pupertäre Probleme ihrer Tochter Chiara gehören ebenso zu Brunetti wie die Kanäle zu La Serennissima! Und wie immer kann Brunetti den Fall nicht durch rein polizeiliche Arbeit und Kombinationsgabe lösen sondern ist auf den Gedankenaustausch mit seiner Frau Paola und die Tipps von Freunden angewiesen. Bleibt nur noch eine Frage offen: Ist Brunetti dieses Mal mit dem Ausgang zufrieden oder bringt er diesen Fall zum wiederholten Male zu einem für ihn unbefriedigenden Ende?

 

Und wer nicht vom Buch allein schon überzeugt ist, sollte sich den Luxus gönnen, 614 Minuten seiner Zeit zu opfern und dem großen Hörbuch-Routinier Achim Höppner sein Ohr leihen: mit seinem schauspielerischen Können, seiner warmen Stimme und seinem leicht maritimen Bass macht er diese Story zu einem gigantischen Hör-Erlebnis!

 

Fazit: Für mich einer der besten Brunettis.

 

Wolfgang Gonsch

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2006 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth