Donna Leon

Beweise, daß es böse ist

Commissario Brunettis dreizehnter Fall

Maria Grazia Battestini, eine 83jährige Witwe, wird ermordet in ihrer Wohnung aufgefunden. Brunetti hat es endlich mal geschafft mit seiner Familie nach Irland in den Urlaub zu fahren; und so darf sich sein Intimfeind Tenente Scarpa um den Fall kümmern. Schnell hat er die Lösung parat: die rumänische Haushälterin.

 

Als diese auf der vermeintlichen Flucht mit viel Geld in der Tasche von einem Zug überfahren wird scheint der Fall klar und wird zu den Akten gelegt.

 

Doch als eine Zeugin auftaucht und mit ihrer Aussage die Ermittlungen Scarpas ad absurdum führt erwacht im aus dem Urlaub zurückgekehrten Brunetti dessen unvergleichlicher Ermittler-Instinkt - er beginnt mit Hilfe seines Assistenten, dem allgegenwärtigen Inspettore Vianello und den "Hacker-Fähigkeiten" der einfach unersetzlichen Signorina Elletra mit ihren rätselhaften und dunklen Verbindungen zu recherchieren.

 

Selten habe ich einen solch guten Krimi gelesen der dieses Attribut eigentlich gar nicht verdient, dieser 13. Fall ist wieder einmal mehr, viel mehr!

 

Der eigentliche Plot, die Ermordung der alten Dame, rückt völlig in den Hintergrund und ist nur Staffage für einen Roman voller Gesellschaftskritik, persönlicher Animositäten und wunderbarer Charakter-Studien.

 

Zudem schafft sie es wie immer mit ein paar tramezzini al prosciutto, mozzarella di Bufalo, gedünstetem Gemüse mit Weißwein oder Schwertfisch mit Shrimps und Knoblauch in Tomatensoße ein wunderbares Bild von La Serenissima zu malen - man kann Venedig förmlich riechen!

 

Fazit: Donna Leon versteht es ausgezeichnet einen eher schwachen Krimi mit leiser Ironie und wundervoller Atmosphäre zu umgeben; sie lässt uns sehr sensibel und überzeugend in die Befindlichkeiten der Einwohner Venedigs blicken und führt uns wieder einmal die tiefen Abgründe von Korruption, Vetternwirtschaft, Erpressung und Karrieresucht vor Augen.

 

Wolfgang Gonsch

4 Sterne
4 von 5

 © 2005 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth