Donna Leon

Eine Amerikanerin in Venedig

Geschichten aus dem Alltag

 

In diesem 94seitigen Buch versucht Donna Leon Ihre venezianischen Mitmenschen zu skizzieren und hinter allerlei Geheimnisse zu blicken, die normalerweise nur ein echter Venezianer verstehen kann.

 

So wird beispielsweise der Frage nachgegangen, warum der Wärter des Uhrenturms von San Marco in Besitz eines abgeschlossenen Philosophiestudiums ist oder warum man in Venedig jede beliebige Wohnung kaufen oder verkaufen kann ohne dass die Interessenten beziehungsweise Verkäufer an irgendwelchen Baumängeln, gravierenden Schäden oder einfachem Schimmel Anstoß nehmen.

 

Auch höchst philosophische Fragen werden behandelt: wie funktioniert die venezianische Müllabfuhr (falls es sie überhaupt geben sollte), warum gibt es "leichtes" und "schweres" Essen (obwohl die Zutaten genau die gleichen sind und es nur auf die Tageszeit der Zubereitung, die Himmelsrichtung beziehungsweise die Großmutter mütterlicherseits ankommt) oder eine Verhaltensstudie über typische und untypische Spielkasinobesucher und deren Auswirkung auf die italienische Bürokratie.

 

Die in diesem Band zusammengefassten Artikel und Kurzgeschichten diverser Zeitschriften und Zeitungen vermitteln einem das Gefühl dass Donna Leon ihrem Commissario Guido Brunetti Urlaub gegeben hat und sich deswegen höchstpersönlich um die Unzulänglichkeiten "Ihrer" Stadt kümmern muss. Mit viel Gefühl für den Moment aber auch mit spitzer Zunge schafft sie den Spagat zwischen komödiantischem Alltag and alltäglicher Tragödie.

 

Fazit: Ein Buch für eine vergnügliche Bahnfahrt oder eine besinnliche Stunde am Strand.

 

Wolfgang Gonsch

4 Sterne
4 von 5

© 2003 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth