Oliver Pötzsch: Die Henkerstochter und das Spiel des Todes

Die Henkerstochter-Saga, Band 6

Historischer Roman

Berlin ; Ullstein ; 2016 ; 646 Seiten ; 3-548-28737-9

 

In ihrem sechsten Abenteuer verschlägt es die kriminalisierende Henkersfamilie Kuisl in ein wenig beschauliches Oberammergau. Vor dem Hintergrund des Passionsspiels im Jahre 1670 wurde ein grausiger Mord verübt. Der Hauptdarsteller wurde gekreuzigt. 
Zunächst wird der Schwiegersohn des Schongauer Henkers, Simon Frohnwieser, in die Aufklärung involviert. Doch das Familienoberhaupt lässt nicht lange auf sich warten.

 

Jakob Kuisl hat sich im heimischen Schongau durch seine Trunksucht gehörigen Ärger eingehandelt. Er wird von dem machthungrigen und berechnenden Gerichtsschreiber Johann Lechner aus der Schusslinie gezogen und kurzerhand zum inoffiziellen Ermittler in der Oberammergauer Mordsache ernannt. Inmitten einer trostlosen, schaurigen Stimmung lässt Pötsch seine beiden Ermittler lange im Nebel stochern. Ein weiterer Mord wirft weitere Fragen auf und führt wiederum zu anderen Spuren.

Während die Ermittlungen in Oberammergau stocken, entwirft der Autor einen rasanten Handlungsverlauf in der Heimatstadt der Kuisls.  Barbara, die jüngere Schwester von Magdalena – der Henkerstochter – gerät durch Neugier und Unvorsichtigkeit ins Auge krimineller Patrizier. Um Familie und Schwester zu retten, flieht nun auch Magdalena nach Oberammergau. Auf ihrem abenteuerlichen Weg trägt sie zur Lösung des komplexen Handlungsgewirrs bei, welches unter anderem in einem spannenden Showdown in den Alpen gipfelt.

Nach einem trägen Start sorgt Oliver Pötsch  durch geschicktes Wechseln von Schauplätzen und einfallsreichen Handlungssträngen im letzten Drittel seines Historischen Romans für so viel Spannung, dass man das Buch kaum weglegen mag.
 
Mehr als in seinen Vorgängerromanen lenkt Oliver Pötsch (dessen Vorfahren Henker waren) das Augenmerk des Lesers auch auf die Abgründe und Selbstzweifel von Jacob Kuisl, der an seinem blutigen Handwerk und einigen Schicksalsschlägen zu zerbrechen droht. So zeigt er dem Leser die menschliche Seite derjenigen, die lange Zeit so unmenschlich und brutal Teil des Rechtssystems und Handlanger der Obrigkeit waren.
 
In seine Geschichte lässt der Autor wie immer historische, politische und kulturelle Hintergründe einfließen. Pötsch schlägt sogar eine Brücke zur derzeitigen Flüchtlingsproblematik, wie er im Epilog bestätigt. Als begeisterter Wandersmann bietet er dem Leser ganz zum Schluss auch Wandertipps zu den Schauplätzen seines Romans, die ihn zu dieser Geschichte inspiriert haben.

 

Nachfolgeband: Die Henkerstochter und der Rat der Zwölf
 
Fazit: Bisher der beste Roman um die kriminalisierende Henkersfamilie Kuisl und für Fans von historischen Krimis unbedingt empfehlenswert.
 
Cornelia Krellner

5 Sterne
5 von 5

© 2016 Cornelia Krellner, Harald Kloth